Samstag, 13. Juni 2015
Störung & Abhängigkeit
Erst wenn man etwas nicht mehr hat, merkt man, wie abhängig man davon eigentlich ist. Seit Tagen haben ich kein Internet mehr, irgendeine Störung in der Leitung oder im Router. Gerade geht es mal wieder für ein paar Minuten. Und was mache ich? Sofort sitze ich wieder am Laptop und besuche unwichtige Seiten, klicke hier und klicke dort, nur um die paar Minuten "auszunutzen".
Natürlich war mir klar, dass ich täglich im Internet surfe, aber wir war nicht klar, wie abhängig ich davon geworden bin. Ohne Internet kann ich mich nicht für die Uni bewerben oder schauen, ob ich für den Studiengang angenommen worden bin. Ohne Internet kann ich meinem Arbeitgeber meine Krankmeldung nicht zuschicken. Ohne Internet kann ich nicht mein Handy aufladen. Ohne Internet kann ich keine neue Kochrezepte ausprobieren. Ohne Internet kann ich keinen Urlaub buchen oder Klamotten bestellen. Ohne Internet...
Die Liste wird länger und länger. Man ist viel abhängiger davon, als man denkt.
Für meine Oma ist es aber noch schlimmer. Sie ist Rentnerin und sitzt den ganzen Tag nur noch in ihrer Wohnung herum. Nur zum Einkaufen geht sie mal raus. Für sie ist das Internet das Tor zur Außenwelt, wie sie einmal gesagt hat. Ohne Internet fühlt sie sich eingesperrt, wie im Gefängnis.
Und das macht mich unheimlich traurig. Noch vor ein drei Jahren war das ganz anders. Da lebte noch unsere Hündin und meine Oma war viel mit ihr draußen spazieren, in dem Pool in unserem Garten schwimmen oder hat Kreuzworträtsel und Sudokus gelöst, wie das ältere Menschen so machen.
Gehe ich heute zu ihr in die Wohnung, finde ich sie nur noch vor ihrem Laptop. Egal ob morgens, mittags oder abends. Es scheint, als würde sie nichts anderes mehr machen. Und jetzt, da es tagelang nicht mehr geht, ist sie leicht aggressiv und gereizt, sitzt genervt vor dem Router und murmelt "Scheiß Ding". Das macht mich sehr traurig. Wie schnell sich manchmal alles ändern kann.
Man sollte sich von Dingen nicht so abhängig machen. Das Leben bestimmt man immer noch selbst.

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